Nimm dir mal eine Auszeit
und mache eine Klausur
mit dir selbst

Während eines Seminars
schritt die Referentin durch den Veranstaltungsraum. Als sie ein halb gefülltes Glas mit Wasser hochhielt, erwarteten die Teilnehmer die bekannte Frage: „Ist dieses Glas halb leer oder halb voll?“
Stattdessen fragte sie mit einem Lächeln: „Wie schwer ist dieses Glas?“
Die Antworten schwankten zwischen „200 g“ und „500 g“.
Die Referentin erläuterte: „Das absolute Gewicht spielt keine Rolle. Es hängt davon ab, wie lange ich es halten muss. Halte ich es für eine Minute, ist es kein Problem. Wenn ich es eine halbe Stunde halten muss, werde ich Schmerzen im Arm verspüren. Muss ich es einen ganzen Tag halten, wird mein Arm taub. Das Gewicht des Glases ändert sich nicht, aber umso länger ich es halte, als desto schwerer werde ich es empfinden.“
Sie fuhr fort: „Stress ist wie dieses Glas mit Wasser. Müsst ihr Stress nur über eine kurze Zeit aushalten, wird das bei euch keine sonderlichen Spuren hinterlassen. Aber je länger ihr dem Stress ausgesetzt seid, desto mehr wird dadurch eure psychische und physische Gesundheit leiden, bis ihr schließlich nicht mehr könnt.
Unternehmt ihr selbst nichts gegen den Stress, so wird es euer Körper für euch tun. Und das ist dann meist eine sehr schmerzliche Erfahrung.
Deshalb ist es so wichtig, das Glas regelmäßig abzustellen, um neue Kraft zu tanken.“ Deshalb solltest du ein bis zwei Mal im Jahr aussteigen und eine Klausur mit dir selbst durchführen.
Zeit ist eines der wertvollsten Dinge in deinem Leben,
deshalb denke daran, Zeit für dich selbst einzuplanen. Es gibt viele gute und wichtige Gründe, um jährlich einige Tage in eine Art Klausur zu gehen. Sei es deine eigene Gesundheit, die Suche nach dir selbst oder dass du einfach mal Abstand vom stressigen Alltag nehmen möchtest.
Sicher kennst du das Gefühl, ständig nach neuen Zielen und Möglichkeiten für dein berufliches Weiterkommen zu suchen. Du besuchst Seminare, liest Bücher über Selbstmanagement, wie man seine Ziele durch hilfreiche Strategien erreichen kann. Brainstormings alleine für dich oder mit Kollegen und Mitarbeitern in der Firma werden auch öfter durchgeführt.
Wenn die Lebensleiter an der falschen Mauer steht.
Ich war auch jahrelang auf dieser Schiene unterwegs. Immer wieder spürte ich, dass sich meine Lebensleiter an der falschen Mauer befand. Ich stellte mir laufend die gleichen Fragen und bemerkte, dass keine richtig neuen Impulse aufkamen. Es wurde stressig und gleichzeitig auch langweilig.
Doch der „Zufall“ brachte mich auf völlig neue Wege. In den achtziger Jahren kaufte ich einen alten VW-Campingbus. Natürlich ging es mit Familie an die schönsten Orte in Deutschland und wir genossen das Gefühl von Freiheit. Irgendwann kam ich an den Punkt, wo wieder das Nachdenken über die nächsten Jahre und meine Rolle darin aufkamen. Dann las ich von Paul Watzlawick (österr. Philosoph 1921-2007) das Zitat:
„Wenn du immer wieder das tust, was du immer schon getan hast,
dann wirst du immer wieder das bekommen, was du immer schon bekommen hast.
Wenn du etwas Anderes haben willst, musst du etwas Anderes tun!
Und wenn das, was du tust, dich nicht weiterbringt,
dann tu etwas völlig Anderes, statt mehr vom gleichen Falschen!“
Da machte es PENG! Was konnte ich also auf der Suche nach mir und neuen Ideen für meinen beruflichen und privaten Weg anders machen? Jetzt kam der VW-Camper ins Spiel. Ich packte mir ein paar Bücher ein und fuhr an den Neckar bei Heidelberg und zwar alleine. Drei Tage wollte ich dort ganz für mich sein und nach neuen Blickwinkeln suchen und sie natürlich auch finden. Das klappte schon ganz gut, denn ich kam auf völlig neue Ideen, wie ich das nächste Jahr einrichten wollte. Doch so ganz glücklich war ich noch nicht. Ich schaute in den Büchern nach Möglichkeiten, welche Fragen jetzt für mich wichtig sein könnten. Das kostete Nerven und Zeit. Ich wünschte mir ein zusätzliches Buch, wo einfach nur ungewöhnliche Fragen (denk an Watzlawick: „Wenn du etwas Anders haben willst....“) und Methoden leicht zu finden sind. Das hat mir die Jahre immer wieder gefehlt.
Ich bin seit ca. fünfundzwanzig Jahren im Seminar- und Coachingbereich für Persönlichkeitsentwicklung tätig. Natürlich habe auch ich viele Seminare besucht und Coachings in Anspruch genommen. Ich wurde mit neuen Herausforderungen konfrontiert und war oft auf der Suche nach dem eigenen Ich. In meinen jährlichen Klausuren (leider nicht mehr in meinem geliebten Campingbus), fand ich oft ungewöhnliche und wirkungsvolle Fragen, die mir weitergeholfen haben.
Von Zeit zu Zeit entwickelst und veränderst du dich. Das kann zum Beispiel besonders deutlich nach Trennungen, Umzügen oder einem neuen Job sein. Es ist wichtig, dass du dich immer wieder neu entdeckst und dir neu begegnest. Dafür kann eine kleine Auszeit mit Klausur für deine Selbstbesinnung sehr hilfreich sein. Manche Menschen nehmen sich die Zeit für Urlaub und Reisen, um neues Seiten zu entdecken. Das ist auch gut so, denn man kann mal abschalten und Kraft tanken.
Die Klausur mit dir selbst
geht allerdings in eine andere Richtung. Ruhe, Besinnung, innere Einkehr, Ausgeglichenheit, die eigene Mitte finden und leben, einen Blick auf dein wahres Ich werfen, Reflexionen, dich finden oder dich neu erfinden, das ist der Sinn dieser Tage.
Auf diese Weise kannst du den Stress und die immer gleichen Gedanken hinter dir lassen und dich gelassener neuen Perspektiven für dein Leben widmen. Du musst nicht in Touristengebiete reisen. Ganz im Gegenteil. Wir haben hier in Deutschland und Europa so wunderschöne kleinere Gebiete, die schon fast Kraftorte sind. Ich fing damals in der Nähe von Heidelberg am schönen Neckar an. Dort fand meine erste Klausur statt. Suche dir einen Ort, an dem du das Gefühl hast, Ruhe und Kraft zu finden. Begib Dich auf deine Klausur allein.
Warum allein?
Kennst du den Sägezahn-Effekt?
Der kommt aus dem Zeitmanagement und bedeutet, dass immer wenn du im Gedankenprozess bist und sich Gedanken aufeinander aufbauen, alles zusammenbricht, wenn jemand ins Zimmer kommt. Es reicht schon, wenn das Telefon klingelt oder jemand an die Tür klopft. Du bist völlig raus aus dem Prozess der Lösungsfindungen und musst wieder ganz vorne anfangen. Das geht auf Kosten der Kreativität, Energie und natürlich Zeit. Ganz zu Schweigen von den Möglichkeiten, welche du sicher gefunden hättest.
Deshalb fahre ein paar Tage allein weg.
Nimm dir mit, was du dafür brauchst. Etwas Werbung darf sein? Vielleicht ist mein Buch "Klausur mit dir selbst" interessant. Durch ungewöhnliche Fragen und Methoden bekommst du neue Blickwinkel, die auch wieder neue Perspektiven für dich eröffnen.
Was ist eigentlich eine Klausur?
Im 15. Jh. gelangte das vom spätlat. clausura „Verschluss“ stammende Wort Klausur als „Leben in Abgeschiedenheit“, bzw. „abgeschlossener Teil eines Klosters“ ins Deutsche.
Auch das Wort Kloster, die „Gesamtheit der Gebäude in einer geschlossenen Gemeinschaft von Mönchen oder Nonnen“ ist über lat. Claustrum „Schloss, Bollwerk“ von claudere abgeleitet.

Später entstanden zu Klausur die Begriffe „nichtöffentliche (politische) Sitzung“ und Klausurarbeit „beaufsichtigte Prüfung in einem abgeschlossenen Raum“.
Der Islam, als auch das Christentum bezeichnet eine Klausur als eine innere Haltung, der spirituellen Zurückgezogenheit und die Loslösung von äußeren Einflüssen mit der Konzentration auf Gott.
Der Nutzen einer Klausur, gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit, besteht auch aus der Zurückgezogenheit vom Alltagsleben. Sie dient der inneren Einkehr und Streben nach Erkenntnissen durch bewusste Loslösung vom Alltag.
Nimm Dir Zeit für Deine Klausur und Selbstbesinnung.
Bevor du an deinem "Klausur-Ort" beginnst...
Mache eine Vereinbarung mit dir selbst

VEREINBARUNG MIT DIR SELBST
Übernimm die Verantwortung dafür,
dass du da bist, wo du jetzt bist.
Schreibe nieder, was du denkst.
Bringe Deine Gedanken in Übereinstimmung
mit Deinen Zielen und Wünschen.
Nimm Dir Zeit für Dich selbst.
Lass Dir Zeit für Deine Gedanken
Bereinige und kläre diejenigen Erinnerungen
Deiner Vergangenheit, die nicht mit dem
übereinstimmen was du willst
Mache alles, was Du hier tust hundertprozentig
Bringe 100 %
So könntest Du Deine Klausur gestalten
Ideal wären schon 4-5 Tage.
Es geht nicht darum, sich möglichst viel Zeit nur mit dem Beantworten von Fragen zu nehmen. Ganz im Gegenteil. Hier lautet das Motto: „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“
Dich pausenlos mit der Hoffnung auf gute Ergebnisse mit den Themen zu beschäftigen bringt dir wenig. Da kannst du auch zu Hause bleiben und es so machen wie die meisten es immer tun. Dass du alleine wegfahren solltest hat schon seinen Sinn. Deine Blickwinkel werden sich komplett verändern. Deshalb brauchst du Möglichkeiten, zwischen deiner Arbeit in der Klausur gute Energie aufzunehmen. Nur wer sich bewegt, bewegt auch was. Ich genieße meine Klausur, im wahrsten Sinne des Wortes. Empfehlen kann ich dir einen ungefähren Zeitablauf wie diesen:
07:00 Uhr
Aufstehen
Raus in die Natur und angenehme Energie aufnehmen. Danach ein gutes Frühstück.
09:00 – 13:00 Uhr
Klausur durchführen. Ganz wichtig – Handy aus. Es wäre sogar zu empfehlen, diese Tage das Handy nur einmal am Tag für eine Stunde einzuschalten.
13:00 – 16:00 Uhr
Essen, Freizeit. Sport, Sehenswürdigkeiten anschauen, Spaziergang am See, im Wald, etc. (Hier immer das Handy mitnehmen, jetzt kommen die besten Ideen. Gleich in die Diktier-App sprechen)
18:00 – 21:00 Uhr
Genuss, Essen gehen, einen guten Wein trinken oder eine andere Köstlichkeit
Willst du gleich loslegen?
Hier einige sehr effektive Fragen zu deiner momentanen Lebenssituation. Lass dir bitte für jede einzelne Antwort genügend Zeit.

Ergänze, weil...
...nur du die Antwort kennst.
Diese ungewöhnlichen fragen bieten dir eine Möglichkeit, auf Umwegen an deine verborgenen Fähigkeiten zu gelangen.
Jetzt wirst du gefordert, dich deiner Realität zu stellen. Beantworte folgende Fragen, indem du diese einfach ergänzt. Oft suchen Menschen Antworten auf ihre Probleme und Herausforderungen. Sie suchen in alle Richtungen um herauszufinden, womit sie nicht zurecht kommen und was denn die eigentlichen Gründe ihrer Themen sind.
Doch es gibt nur einen Experten, der die Antworten für dich finden kann – und der bist du selbst. Wie aber könntest du Antworten finden, welche dir weiterhelfen können. Dazu eignet sich diese Übung sehr gut. Sie bedarf keiner weiteren Einführung oder Beschreibung. Ergänze die Fragen und du kannst schon schnell Hinweise zu deinem momentanen Thema finden. Allerdings reicht es nicht, diese nur zu erkennen. Du bist auch die einzige Person, die etwas ändern kann.
Versuche mehr als nur einen Satz zu schreiben. Evtl. kannst du gleich eine Notiz mit beifügen
Viel Spaß auf Deiner Entdeckungsreise
Wenn ich an meine Eltern denke, freue ich mich, weil...
Ich bin gerne in Gesellschaft anderer Menschen, weil...
Ich bin froh, dass ich mich für diesen Beruf entschieden habe, weil..
Mir fehlt leider oft die Kraft, um...
Nichts belastet mich so sehr, wie...
Ich brauche die Anerkennung anderer Menschen, weil...
Manchmal kann ich mich nicht durchsetzen, weil...
Ich möchte öfter NEIN sagen, dennoch sage ich JA, weil...
Mir ist völlig gleich, wie andere über mich denken, weil...
Oft bräuchte ich mehr Zeit für mich, weil...
Ich habe nur wenige Freunde, weil...
Ich setze mir keine Ziele im Leben, weil...
Es ist schwer, den Mut nicht zu verlieren, weil...
Fehler machen mir nichts aus, weil...
Wenn alles, was ich anpacke, gut gehen würde,
dann würde ich...
Oft denke ich zu sehr in Grenzen, weil...
Wenn ich nochmals auf die Welt käme, würde ich einige Dinge anders machen, weil...
Wenn ich eine Millionen Euro im Lotto gewinnen würde, dann....
Ich lebe meine Berufung nicht, weil...
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Weitere ungewöhnliche Methoden und Fragen für eine effektive Klausur findest du in meinem Buch
"Klausur mit dir selbst" von Jürgen Wolf
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