
Nennen wir sie Beate..
Sie hat einen anstrengenden Tag hinter sich und freut sich schon auf den wohlverdienten Abend und auf das, was sie sich vorgenommen hat. Beate möchte ein gutes Buch lesen, einen guten Wein dazu genießen und im Hintergrund schöne ruhige Musik laufen lassen. Ein Räucherstäbchen soll zusätzlich für eine entspannte Atmosphäre beitragen.
Es ist soweit, das Buch liegt bereit, der Wein ist eingeschenkt, die Musik eingeschaltet und das Räucherstäbchen schon ausgesucht. Die Seele von Beate macht sich für ein paar schöne Stunden bereit.
Dann klingelt es an der Haustür..
Etwas irritiert geht Beate zur Tür und öffnet sie. Sophia steht davor und ihr Zustand lässt auf nichts Gutes schließen. Sie steht völlig neben sich und kann kaum sprechen. Beate bittet sie herein. Ihre Atmung erhöht sich und auch ihr Puls ist auf dem Weg nach oben. Was ist nur mit Sophia los, was hat sie denn?
Sie bittet sie, sich erst einmal zu setzen und zu erzählen, was denn passiert sei. Kaum hat Sophia sich auf den Sessel niedergelassen fängt sie an: „Mein Stephan ist wahrscheinlich fremdgegangen, ich habe eine SMS auf seinem Handy…..usw.“
Beate geht in Ihr Wohnzimmer und macht erst einmal die Musik aus, stellt den Wein weg und das Räucherstäbchen verschwindet wieder in der Schublade. Das Buch ist jetzt auch nicht mehr das Thema. Beate setzt sich zu Sophia und hört sich alles an, was aus Sophia heraussprudelt. Der Abend wird wohl nicht mehr so sein, wie Beate sich vorgestellt hat. Nachdem Sophia alles von sich gegeben hat, gibt ihr Beate Trost und redet ihr positiv zu. Sie spürt, wie ihre Kraft weniger wird und sie selbst in eine schlechtere Stimmung gerät. Doch Beate ist ja eine starke Frau, die immer für ihre Freunde da ist. IMMER!
Komme was wolle. Dafür ist Beate bekannt. Nach zwei Stunden verabschiedet sich Sophia mit den Worten:
„Jetzt geht es mir gleich schon viel besser – danke für das Gespräch.“
Beate freut sich, dass sie wieder helfen konnte, doch merkt sie deutlich, dass sie kaum noch Energie in sich spürt und sie sich richtig fertig fühlt. Die Geschichte mit Buch lesen, Musik, Wein und guten Düften ist wohl erledigt.
Kennst du das? Ganz bestimmt!
Menschen wie Beate bezeichne ich als Tankstelle. Eine Tankstelle, wo andere Energien tanken.
Doch was soll Beate in solchen Fällen tun?
Soll sie Sophia einfach wegschicken? Darf sie so herzlos sein? Wäre das fair gegenüber Sophia gewesen? Natürlich könnte sie zu Sophia sagen, dass es jetzt gar nicht so gut passt. Vielleicht kann Beate einen Zeitpunkt (nächster Tag?) mit Sophia ausmachen. Dann wäre sie wenigstens vorbereitet. Klingt das zu hart für dich? Es ist wirklich eine Möglichkeit Sophia zu sagen, dass es jetzt gerade nicht passen würde. Doch wenn Beate gleich helfen möchte, dann sollte sie einige Techniken kennen, damit sie nach dem Gespräch nicht ausgelaugt ist und womöglich nur noch über wenig Energie verfügt.
Man hat in vielen Studien herausgefunden, dass die Selbstmord-rate bei Psychiatern früher sehr hoch war. Sie waren/sind den ganzen Tag damit konfrontiert, die Sorgen Ihrer Klienten und Patienten anzuhören und sich damit zu beschäftigen. Das raubt unglaublich viel Energie und Kraft. Was hatten diese Psychiater weniger gut gemacht? Sie haben sich nicht geschützt. Sie kannten damals noch wenig Techniken, sich von den negativen Energien Ihrer Klienten zu schützen. O.K. – es kommen Menschen mit negativer Energie zu uns, die unsere Hilfe brauchen, oder die einfach nur Energie tanken wollen.
Denen solltest und wirst du natürlich auch helfen – ganz klar. Du solltest allerdings nicht allen negativ gestressten Menschen zu einer Wandlung ins positive Gefühl bekehren. Es gibt auch professionelle Energiefresser, die nichts anderes zu tun haben, als die richtigen Tankstellen zu finden, um ihr Leid abzulassen. Es gibt auch die Zeitgenossen, die alles nur schlecht finden und es auch immer wieder erklären müssen. Beispiel: Du sagst, dass morgen ein schöner Tag sein soll – und der Energiefresser kommt mit der Bemerkung, dass es aber am Abend ganz bestimmt regnen wird.
Zurück zu den Menschen, die es verdient haben, dass man ihnen zur Seite steht. Wie gehst du jetzt vor?
Wundere dich nicht, aber du darfst auf keinen Fall Mit - Leid haben.
Wie willst du jemandem helfen, wenn du mit-leidest?
Du brauchst die Kraft für dich selbst.
Die Lösung heißt: Dissoziiert bleiben. Das bedeutet: Du begibst dich außerhalb des Resonanzfeldes:
Ich nutze eine einfache Methode, die mich nicht in das Resonanzfeld einbeziehen kann. Hier ein Beispiel: Es kommt jemand auf mich zu und meint, er müsse den neuesten Klatsch ablassen und mich in seine negative Atmosphäre holen. „Hast du schon gehört, Heinrich, meinem Arbeitskollege ist gekündigt worden. Er war solange in der Firma – und jetzt werfen sie ihn einfach raus, bloß weil er…..“ Um das Resonanzfeld nicht zu betreten antworte ich: „Das ist aber schlimm für Heinrich (FÜR Heinrich)“. Noch ein Beispiel: „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, ich kann es nicht mehr ertragen, dass……..“ - Meine Antwort: „Das kann ich verstehen, dass es DIR momentan nicht gut geht,..“
Ich umgehe der negativen Energieaussendung RHETORISCH.
Das ist schlimm FÜR HEINRICH! (Nicht für MICH)
Da hat EVA aber ein Problem! (EVA hat es – nicht ICH)
Hier noch ein kleiner Tipp für dich, falls dir jemand etwas neidet. „Du hast ja schon wieder ein neues Auto, du musst es dir ja leisten können“
Du antwortest: „Ist das schlimm für DICH?“
Probiere das mal in der Praxis aus. Du wirst sehr schnell bemerken, wie du in deiner Kraft bleibst. Bei Menschen die wirklich deine Hilfe brauchen, kannst du mit dieser Methode in deiner Mitte bleiben und dem Gegenüber ein guter Begleiter sein. Bist du außerhalb des Resonanzfeldes wirst du wesentlich besser beobachten, wie sich die Person verhält. Du hast mehr Freiheit und Energie und kannst dich so auf die körpersprachlichen Signale konzentrieren. Du findest bessere Antworten und kommst nach kurzer Zeit in die Rolle eines Coach´s.
Ausreden lassen …. !
Sollte jemand viele Sorgen haben und ist verzweifelt, dann lasse ihn unbedingt solange ausreden, bis nichts – aber auch gar nichts mehr kommt. Meistens kommen die wahren Themen, welche die Person belasten, erst nachdem die ersten Aussagen verpufft sind. Dann antwortest du mit o.g. Tipps: „Ich kann verstehen, dass es DIR jetzt nicht gut geht.“
Energiefresser erhellen den Raum...
indem sie ihn verlassen
- Jürgen Wolf -
Ein Hinweis: Verschone dein Gegenüber mit Rat-Schlägen deinerseits (so wärst Du natürlich auch im Resonanzfeld), sondern stelle nur Fragen.
Beispiele:
Was könnte dir jetzt gut tun?
Was möchtest du jetzt am liebsten tun?
Wie kann ich Dir jetzt am besten helfen?
Die Achterbahn
Nochmal zu den Begriffen Dissoziiert und Assoziiert. Unterschätze dieses Thema nicht. Möchtest du mal in beide Energien eintauchen? Dann willkommen auf der Achterbahn!
Lass dir diese beiden Geschichte vorlesen und schließe währenddessen die Augen.
Hinweis für den Vorleser:
- Langsam lesen (nicht in einem durch)
- An einigen Stellen kleine Pausen machen (damit die Person, welche in der Achterbahn sitzt, auch fühlen kann, was gerade geschieht)

Fährst du gerne Achterbahn? Ich führe dich jetzt auf einen Rummelplatz. Dort wirst du sehr intensiv erleben, was es heißt, dissoziiert oder assoziiert zu sein. Am besten, du lässt dir die Fahrt vorlesen und schließt die Augen dabei. Ich wünsche dir eine tolle Fahrt und viel Spaß dabei.
Assoziiert:
Du bist auf einer Kirmes und siehst die Achterbahn. Ein 30 Meter hohes Monster aus Stahl türmt sich vor dir auf. Du beschließt eine Fahrt zu wagen. Während du dich in die Warteschlange einreihst, siehst du die bunten Lichter, und du hörst dröhnende Disco-Musik mit dem Schreien der Fahrgäste vermischt. Du spürst, wie sich in deinem Magen ein mulmiges Gefühl entwickelt.
Gerade läuft ein Zug ein und neugierig versuchst du zu erkennen, in welchem Zustand sich die Freizeitabenteurer befinden. Einige lachen, die meisten taumeln beim Aussteigen,...
einige sind kreidebleich und stehen sichtlich unter Schock. Du bemerkst plötzlich, dass dein eigens Herz immer schneller schlägt. Eine unruhige Stimme in deinem Kopf meldet leise Zweifel an deiner Entscheidung, doch zu spät - „Zwei Euro bitte!“ - Du zahlst dein Eintrittsgeld, bekommst dein Ticket und gehst über die Rampe zu den kalten Waggons.
Das Metall unter deinen Füßen knackt verdächtig und ein unhöflicher Kartenkontrolleur weist dir deinen Sitzplatz zu. Oh Gott – du sitzt ganz vorne! Während du dich in den schmalen Sitz zwängst, bemerkst du, dass dein Puls rast. Hinter dir beginnt ein Junge an zu weinen. So – jetzt geht’s los – denkst du dir, während dein Mund langsam austrocknet.
Ein kräftiger Ruck und der Wagen setzt sich langsam in Bewegung. Ein frischer, kalter Wind weht dir ins Gesicht. Du siehst mit Erschrecken, wie die Menschen unter dir auf Streichholzgröße zusammenschrumpfen. In wenigen Sekunden wirst du in die Tiefe stürzen. Vorsichtshalber überprüfst du noch einmal den Sicherheitsgurt. Man weiß ja nie!
Der erste Gipfel ist erreicht. Dein Herz scheint still zu stehen, es klopft in deinen Schläfen und du hältst den Atem an. Plötzlich wirst du brutal in den Sitz gepresst, der Fahrtwind peitscht dir ins Gesicht. Schlagartig verändern sich deine körperlichen Empfindungen. Mit atemberaubenden Tempo fliegst du in die Tiefe!
Alle Gesetze der Schwerkraft scheinen sich aufzuheben – der Himmel schwebt unter dir. Ruckartig wirst du mehrmals in alle Richtungen geschleudert. Eine unendliche Abfolge von Stahlträgern rast an dir vorbei. Jetzt kommt die gefürchtete Todesschleife.
Gaaanz langsam geht es wieder bergauf, bis zum allerhöchsten Punkt. Du spürst, wie dir der kalte Schweiß den Rücken herunterläuft, während sich langsam alle Muskeln verkrampfen.
Wieder stürzt du in die Tiefe. Du klammerst dich an den Haltegriffen fest und hörst die Schreie der anderen Fahrgäste. Du willst die Augen schließen, doch dann beginnt dein Magen zu rebellieren. Du versuchst einfach ruhig und regelmäßig zu atmen, und dann bemerkst du erleichtert, dass du diese Hölle gleich wieder verlassen darfst.
Ein fester Druck auf die rechte Schulter erweckt dich zu neuem Leben. Einer der Kartenkontrolleure ist dir behilflich, um aus dem Waggon zu steigen. Du stehst auf der Rampe. Langsam wankst du zum Ausgang und verlässt die Achterbahn.
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Das nennt man Assoziiert. Wenn man sich mit dem Inhalt einer Geschichte, oder einem Gespräch vereinigt. D.h.: Du fühlst unmittelbar, was in dir vorgeht und was mit dir geschieht. Du kannst in ein negatives Energiefeld geraten, welches dann kaum steuerbar ist.
Nun fahren wir noch einmal mit der Achterbahn, jedoch dissoziiert! Wir schauen uns das ganze von außen an. Du wirst bemerken, dass du jetzt außerhalb des Resonanzfeldes stehst und dir eher wie ein Besucher vorkommst.
Dissoziiert:
Du sitzt zu Hause in einem Sessel und schaust Fernsehen.
Es läuft ein Film – und du siehst eine Person auf der Kirmes. Dieser Mensch sieht genauso aus wie du und befindet sich vor einer Achterbahn.
Ein 30 Meter hohes Bauwerk aus Stahl türmt sich vor dieser Person auf. An der Kasse läuft Disco-Musik, und an der Fassade flimmert die übliche Neonbeleuchtung. Die Person, die so aussieht wie du, bewegt sich zum Schalter und reiht sich in die Warteschlange ein. Aus der Ferne hört sie die Schreie der Fahrgäste. Die Person sieht, wie die Waggons einlaufen. Dabei versucht sie zu erkennen, in welchem Zustand sich die Freizeitabenteurer befinden. Einige lachen, die meisten taumeln beim Aussteigen, einige wirken blass und verwirrt.
Auch die Person, die so aussieht wie du, wirkt in der Warteschlange etwas nervös. Sie bezahlt zwei Euro und geht über die Rampe zu den Waggons. Ein Kartenkontrolleur weist der Person einen Sitzplatz zu. Sie kann hören, dass ein Junge hinter ihr zu weinen beginnt, während der Zug sich in Bewegung setzt.
Zunächst fährt er ganz langsam bergauf. Die Person, die so aussieht
wie du und sich im ersten Wagen befindet, überprüft den Sicherheitsgurt. Sie bemerkt die frische Atemluft. Allmählich erreicht der Zug den ersten Gipfel, um anschließend rasant in die Tiefe zu gleiten.
Während du zu Hause in deinem gemütlichen Sessel sitzt, kannst du die Fahrt in aller Ruhe verfolgen. Der Zug fährt einige Minuten durch das stählerne Labyrinth. Es gibt zwei Loopings, mehrere Kurven, eine raffinierte "Links-Rechts-Kompination" und zum Schluss einen sehr langen Anstieg. Schließlich erreicht der Zug den oberen Gipfel, um dann ein letztes mal mit hohem Tempo in die Tiefe zu gleiten.
Langsam kommen die Waggons zum Stillstand. Die Fahrt ist beendet. Du siehst die Person, die so aussieht wie du, noch immer in der ersten Reihe sitzen. Sie wirkt blass und etwas verwirrt. Dann siehst du, dass einer der Kontrolleure zu deren Waggon geht. Er klopft der Person auf die Schulter und hilft ihr beim aussteigen. Während sie aus dem Waggon klettert, macht sie einen ziemlich verstörten Eindruck. Als letztes beobachtest du, wie die Person sich leicht torkelnd zum Ausgang begibt und die Achterbahn verlässt.
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Schon anders – nicht wahr?
Du spaltest dich von der Geschichte ab, Du trennst dich vom Inhalt, bist jetzt Zuschauer und beobachtest nur. Diese Technik hilft dir in vielen Situationen, in denen du das Gefühl hast, in etwas hineingezogen zu werden, sich neutral und voller Energie zu positionieren. So behältst du deine Energie und kannst auch viel effektiver Menschen zur Seite stehen, denen es nicht so gut geht. Für deine Veränderungsarbeit ist es äußerst wichtig, diese Methode anzuwenden.
Aus dem Buch "Der Zauberspiegel" von Jürgen Wolf
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