Drehbuch deines Lebens

Veröffentlicht am 2. Oktober 2025 um 12:50

Drehbuch deines Lebens

Welche Rolle wurde dir zugewiesen?

Du bist selbst Verfasser deines Drehbuches, das Drehbuch deiner Lebensgeschichte. Schon im Mutterleib hast du begonnen, es zu schreiben. Als du etwa vier Jahre alt warst, standen die groben Umrisse schon fest. Mit sieben Jahren war es dann soweit, dass du deine Geschichte mit allen wesentlichen Einzelheiten fertig hattest. Anschließend, etwa im Alter von zwölf, hast du diese geglättet und hier und da ein paar besondere Einzelheiten eingefügt. Als Jugendlicher hast du dies schließlich überarbeitet und den Figuren große Realitätsnähe gegeben. Wie alle Geschichten, hat auch deine Lieblingsgeschichte einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Sie hat Helden und Komparsen. Es findet sich ein Hauptthema und Nebengeschichten. Sie kann komisch oder tragisch sein, fesselnd oder langweilig, begeisternd oder trist. Heute, da du erwachsen bist, sind die Anfänge deiner Geschichte der bewussten Erinnerung nicht mehr zugänglich. Vielleicht ist dir bisher nicht einmal erlebbar gewesen, dass du überhaupt eine geschrieben hast. Und dennoch, auch ohne dass es dir bewusst ist, wird wahrscheinlich die Geschichte, die du vor so langer Zeit einmal ersonnen hast, sich in deinem Lebensvollzug verwirklichen. Diese Geschichte ist dein Drehbuch, auch Lebensskript genannt.

 

Dieses Skript ist wie ein spezifischer Fahrplan für dein Leben. Es ist angelegt in Form eines Dramas mit einem klaren Anfang, einer Mitte und einem Ende. Das Buch ist auf Endauszahlung hin angelegt. Wenn ein kleines Kind seinen Lebensfahrplan erfasst, gehört von vornherein eine Schlussszene dazu. Alle anderen Teile des Lebens, von der Eröffnungsszene an, werden so verfasst, dass sie konsequent zur Schlussszene hinführen. Als Erwachsene wählen wir unbewusst Verhaltensweisen, die uns zur Endauszahlung bringen.

 

Das Kind entscheidet über den Lebensplan. Es wird nicht verhängt, sondern beschlossen. Zwei Brüder hatten von der Mutter zu hören bekommen: „Du endest noch mal in der Anstalt!“ Der eine wurde als Patient in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, der andere wurde Psychiater (Originalfall).

 

Wie kannst du dein Drehbuch, dein Lebensskript erkennen? Du besucht Seminare, nimmst neues Wissen auf, bekommst von Bekannten, Freunden, Arbeitskollegen oder Lebenspartnern, den Medien, usw. viele Zugangsweisen erklärt. Du glaubst jetzt, du würdest durch diese immer weiter wachsenden Erfahrungen anderer, neue Entscheidungen treffen? Oberflächlich gesehen bestimmt, dennoch sind Deine Entscheidungen, welche du triffst, sehr eng mit deinem Drehbuch oder Lebensskript verbunden.

 

Vielleicht befürchtest du jetzt, dass es kompliziert wird, das eigene Drehbuch zu erkennen. Tatsächlich könnte es schwierig sein, wenn du nur den Verstand einsetzt. Geh doch einen einfachen Weg, einen wirkungsvolleren!

Held oder Heldin

Welches ist deine Lieblingsfigur? Vielleicht jemand aus dem Kino, vielleicht jemand aus einer Kindergeschichte, einem Buch, einem Lied? Vielleicht ist es eine Person aus der Wirklichkeit? Nimm die erste Person, die dir einfällt. Dann kannst du folgende Übung auf einen Tonträger (heute wohl Datenträger) aufnehmen.

Versetze dich in die Figur, fühle, sehe, rieche und höre diese Figur. Sage etwas über sie, soviel und solange du magst. Benutze dabei immer das Wort „ICH“

Beispiel: Deine Lieblingsfigur ist Supermann

„Ich bin Supermann, Ich bin dazu da, Menschen zu helfen, die in Not sind. Ich komme angeflogen, weiß der Kuckuck woher, verbringe alle möglichen Wunder, und dann verschwinde ich wieder. Meistens weiß niemand dass ich Supermann bin, weil ich immer in irgendeiner Verkleidung herumlaufe. Oft fühle ich dass mich keiner erkennt, aber dann helfe ich den Menschen und es geht mir dann immer wieder gut“.

 

Verstanden? Würde es jemand so erzählen, könnte der Inhalt seiner Aussage die Botschaft enthalten: Er ist für jeden da, der ihn braucht. Er gibt für diese Menschen das Allerbeste. Nur weiß es keiner zu schätzen. (Niemand weiß, dass ich Supermann bin) Die Menschen finden ihn toll, doch er denkt, sie meinen nicht wirklich ihn (läuft in Verkleidung herum). Dadurch, dass er immer wieder anderen hilft, findet er seine Anerkennung, nur dann geht es ihm gut.

 

In meinem Seminar nannte mal ein Teilnehmer spontan den Namen Old Shatterhand, verbunden mit dem Schauspieler Lex Barker (der diese Figur hervorragend spielte). Er hatte sich als Kind sehr stark mit den Winnetou-Filmen identifiziert. Blutsbrüder, Vertrauen in den beten Freund, usw.. Nachdem er in dieser Übung von Old Shatterhand erzählte, wurde ihm klar, dass seine geschäftlichen Aktivitäten immer mit Partnern zusammenhingen, die zu guten Freunden wurden, oder aus Freundschaft heraus entstanden waren. Für ihn hatte Freundschaft den gleichen Inhalt wie Blutsbrüderschaft in den Winnetou-Filmen. Winnetou starb ja bekanntlich in der Erzählung von Karl May. Alle geschäftlichen Partnerschaften starben bei ihm auch nach einer gewissen Zeit. Er suchte für seine geschäftlichen Entscheidungen immer einen Blutsbruder. Alleine wollte er keine Unternehmungen machen. Also brauchte er immer einen Geschäftspartner.

 

Das Skript, sein Drehbuch, wiederholte sich mehrmals. Seine Geschichte wurde im Alter von acht Jahren geschrieben. Da sah er die Filme zum ersten Mal.

 

Viel Spaß bei dieser Übung. Einige Teilnehmer in meinen Seminaren sagen oft nur zwei oder drei Sätze und hören gleich wieder auf: „Alles klar, habe schon verstanden“ ist dann ihre Antwort.

Geschichten oder Märchen

Du kannst auch eine Geschichte oder ein Märchen erzählen. Nimm irgendeine, die du magst. Die erste, die dir einfällt ist meistens die beste. Vielleicht ein Märchen aus der Kindheit, eine Sage aus der Antike oder sonst irgendwas, dass dir dazu einfällt. Auch hier gilt, gehe mit allen Sinnesorgane in die Figur hinein.

Werde zu dieser Figur. Womit fangen Märchen immer an?

Es war einmal...

ein sehr schönes Mädchen, das von der bösen Schwiegermutter eingeschläfert wurde und nun in einer Kammer tief im Schloss lange Zeit schlafen musste. Und es kamen Könige und Prinzen, aber keiner war stark genug, die Hecke zu durchdringen...“

 

Diese Geschichte wurde von einer Seminarteilnehmerin erzählt. Ihr Skript: Sie hatte viele Problem in ihrem Leben. Sie suchte überall Hilfe, doch keiner konnte ihr die Lösung bringen (die Hecke durchdringen), selbst wenn eine Lösung gefunden wäre, sie schläft lieber in ihrer Hecke. Sie brauchte immer Menschen um sich herum, die Ratschläge und Vorschläge machen sollten, wie sie bestimmte Dinge richtig machen könnte. Sie übernahm niemals Verantwortung (eingeschläfert) für ihr Leben. Auch hier gilt: Einfach mal ausprobieren. Du wirst nach sehr kurzer Zeit schon merken, worauf dein Skript hinausläuft.

Gegenstand im Zimmer

Wähle einen Gegenstand aus Deinem Zimmer. Versetz dich in die Situation des Gegenstandes und sage etwas über dich selbst.

Fange an mit dem Satz: „Ich bin (Gegenstand) und habe die Aufgabe...“

Beispiel: „Ich bin die Tür...

und habe die Aufgabe andern den Weg in einen Raum zu öffnen. Ich bin hart, eckig und hölzern. Manchmal bin ich den Menschen im Weg. Dann werde ich einfach beiseite gedrückt.“

Was für ein Leben wird diese Person führen? Versuche es einfach mal zu beschreiben. Wie würdest du dich beschreiben, wenn du die Tür wärst. Was wäre deine Aufgabe... Versuche es doch mal.

 

Ein Teilnehmer suchte sich bei dieser Übung spontan den Fernseher im Raum aus:

„Ich bin der Fernseher, man kann mich aus und an machen, wie es einem gefällt. Wenn ich an bin, werde ich hin und her geschaltet, auch über die Fernbedienung...“

 

Der Teilnehmer brach sofort ab und erklärte uns, dass er Geschäftsführer einer Filiale ist. Die Firmenleitung hatte ihren Sitz weiter entfernt vom Betrieb (Fernbedienung). Seine Chefin schrieb nicht nur den Arbeitsablauf bis ins Detail vor, sondern auch die Art und Weise wie er denken sollte. Privat ging es ihm genauso mit der Lebenspartnerin. Und eigentlich wäre sein ganzes Leben so verlaufen. Immer wieder das gleiche Muster.

Hier wird das Lebensskript sehr intensiv gelebt. Er ging später mit sich selbst in Klausur und folgte jetzt seinem Gefühl, ein neues Skript – Drehbuch schreiben zu wollen. Seine Geschichte veränderte er so, wie er sie gerne haben wollte. Als erstes wurde der Fernseher nicht mehr so oft eingeschaltet.

 

Deine Entscheidungen, die du bisher getroffen hast, dein momentaner Standort im Leben, ergibt sich aus der Geschichte, die du vor langer Zeit geschrieben hat. Sie ist dein Drehbuch- dein Lebensskript geworden. Wenn Sie dir nicht gefällt, STEIG AUS UND VERÄNDERE SIE. Dein Unterbewusstsein weiß bescheid, wenn du dein Skript jetzt so weiterschreibst, wie du es nun haben möchtest. lass dich überraschen.

- Aus dem Buch "Der Zauberspiegel" von Jürgen Wolf - 

www.zauberspiegel.org

 


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.